Feuerwerk-/Knallphobie

Abenteurer und Outdoor-Spezialist Hans-Jörg Oppliger muss sich vor Feuerwerken schützen.

„Wenn es zu knallen beginnt, bin ich nicht mehr ansprechbar“

Knallphobie Feuerwerk
Feuerwerk Knallphobie
Knallphobie

Für Hans-Jörg Oppliger ist die Feuerwerksknallerei ein „Horror“

Die Rede ist von Hans-Jörg Oppliger aus Neuenhof, inzwischen 66 Jahre alt geworden, einem drahtigen Kerl mit von Wind und Wetter gezeichnetem Gesicht, der es auch gerne warm und gemütlich hat, am liebsten zusammen mit Freunden. Als Hardcore-Camper oder Outdoor-Spezialist und Abenteurer wird er bezeichnet. Er selber sieht sich als Lebenskünstler, „sagen wir einfach Outdoor-Lebenskünstler“, meint er schmunzelnd. Wer seine Erlebnisse auf seiner Homepage oder in den sozialen Medien verfolgt, ist sich klar: Dieser Mann kennt zweifellos keine Ängste. Oder etwa doch?

Wenn es knallt und sich andere darüber freuen, zuckt Hans-Jörg Oppliger zusammen. Knallt es mehrmals, beginnt sein Körper zu zittern und er bringt sich an einen geschützten Ort. „Ich kenne seit meiner Kindheit nichts anderes“, sagt er. Die Ursache ist für ihn klar: „Meine Mutter ist in während des Krieges in Deutschland aufgewachsen. Sie lebte in ihrer Jugend ein Jahr lang im Luftschutzkeller und hörte die Bomben oben explodieren.“ Seine Mutter war für immer traumatisiert, und dies sei wohl epigenetisch auf ihn übertragen worden, ist Hans-Jörg überzeugt.

Er erinnert sich dabei auch an seine schlimmen Augenblicke in der Jugend. „Wenn es mehrfach knallte, um den ersten August herum oder an der Fasnacht, war ich nicht mehr ansprechbar.“ Als „Horror“ bezeichnete er später die Schiesspflicht im Militärdienst. Er versuchte mit dieser Knallphobie leben zu lernen, fährt er fort. Therapie oder Desensibilisierung seien für ihn zwar kein Thema gewesen. „Ich kann ja der Knallerei entfliehen“, meint er heute lakonisch.

Dies tut er seit vielen Jahren jeweils über die Tage des 1. Augusts. Da verzieht sich Hans-Jörg Oppliger entweder ins Ausland oder in die Berge. Ob er Feuerwerk denn hasse? „Die Knallerei, ja, sicher“, sagt er. Allein optisch und ohne das Knallen würde ihm ein professionell gemachtes Feuerwerk noch gefallen. Allerdings ziehe er Laser- oder Lichtshows als Alternative ganz klar vor. „So, wie das Licht-Spektakel am Bäderfest in Baden Ende vergangenen Oktober, das war sensationell.“

Dass sich Menschen vergnügen bei ihrer privaten Feuerwerks-Knallerei, und zwar auf Kosten anderer, die darunter leiden, empfindet er nicht als in Ordnung. Deswegen verspüre er aber keinen Hass auf diese Leute. Es sei einfach schade, dass sie sich der Auswirkungen nicht bewusst sind. Diskussionen über das Thema Feuerwerk führe er bewusst nicht. Nicht etwa, weil man ihn dann als Schwächling bezeichnen könnte, was ihm egal wäre.

„In meinem Freundeskreis wissen alle, dass ich ein Problem mit Feuerwerk habe. Und mit anderen will ich darüber nicht diskutieren“, sagt Hans-Jörg Oppliger, vielleicht auch zu seinem Schutz. Er weiss, dass es vielen anderen Menschen, auch Männern, ähnlich erginge, wenn es knallt, wie ihm. Persönlich habe es ihm noch keiner mitgeteilt. „Es will einfach keiner ein Weichei sein“, vermutet er als Grund.

Er sei nun Mal sehr schreckhaft. Doch er habe damit einigermassen leben gelernt und versuche sich zu arrangieren, wenn angekündigt mit Feuerwerken zu rechnen ist. Es sei aber alles andere als angenehm, wenn er damit unverhofft konfrontiert werde. Damit muss er womöglich in der bevorstehenden Neujahrsnacht rechnen, denn er will den Jahreswechsel wieder einmal in Baden verbringen, wo doch hüben und drüben privat gezündetes Feuerwerk knallen wird.

Die „Feuerwerksinitiative“ zeige aus seiner Sicht genau den richtigen Weg auf. Hans-Jörg Oppliger würde es jedenfalls begrüssen, wenn man auf Gesetzesebene der willkürlichen Feuerwerks-Knallerei Einhalt gebieten könnte. „Zeitgemäss ist es ja ohnehin nicht mehr“, fügt er an. Er spricht dabei auch das Leiden der vielen Tiere und der Umwelt an und ist überzeugt, dass ein solcher Schritt vernünftig wäre. Was sich dadurch für ihn ändern würde? „Mir geht es vor allem darum, dass etwas nicht mehr ist, was mich erschreckt und meine Lebensqualität beeinträchtigt.“

Text von Roman Huber

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